top of page

Wie man ein cleveres Konzept erstellt

  • Autorenbild: Torben
    Torben
  • 11. Mai 2021
  • 6 Min. Lesezeit

Wie man ein cleveres Konzept erstellt


Wenn ihr meinen Eingangsartikel „Das Geheimnis in der Entwicklung junger Fußballspieler“ gelesen habt, dann habt ihr sicherlich die 5 Regeln am Ende des Artikels gelesen. Um ein gutes Konzept für ein effektives und für alle Freude bringendes Training zu erstellen konzentrieren wir uns nun auf die Regel 1 (Du bildest aus!) und die Regel 5 (sei vorbereitet!). Wenn du nun von mir einzelne Trainingseinheiten im Detail vorgekaut haben möchtest, dann muss ich dich leider enttäuschen. Dafür kannst du gerne auf die DFB.de Seite gehen und dir passende Trainingseinheiten heraussuchen und als PDF downloaden. Diese Trainings sind gut, keine Frage. Ich habe auch regelmäßig auf diese zugegriffen, um mir Denkanstöße oder Tipps für vereinzelte Trainingseinheiten zu holen. Man darf aber nicht vergessen, dass diese Einheiten nicht auf das Team zugeschnitten sind, welches du trainierst und damit nicht das widerspiegelt, was du zu einem effektiven Training über Wochen und Monate benötigst. Und ich kann dir versichern, du wirst dich als Trainer nicht verbessern, wenn du Trainingseinheiten einfach nur nachmachst. In diesem Artikel soll es nun erst einmal darum gehen, wie du dir ein Konzept über einen längeren Zeitraum erstellst. Ich möchte dir zeigen, wie du dieses Konzept auf einzelne Quartale, Monate und am Ende auf Trainingswochen herunter brichst. Im nächsten Artikel geht es dann darum, wie du dieses Konzept in eine einzelne Trainingseinheit verpackst und welche Regeln dann zu berücksichtigen sind.

Was haben nun die Regeln 1 und 5 mit diesem Konzept zu tun?

Schauen wir uns die Regel 1 an. Du bildest aus heißt es hier und dies ist auch genau so gemeint. Zumindest so lange, wie deine Spieler nicht die C-Jugend und damit das Spiel auf dem 11er Feld erreicht haben bin ich der Meinung, dass jegliches Taktiktraining überbewertet wird. Der Schwerpunkt sollte immer in der Ausbildung der individuellen, maximal in den gruppentaktischen Fähigkeiten liegen. Wenn du eine Mannschaft übernimmst, dann schaue dir in ein paar Einheiten erst Mal an, wo die größten Defizite sind und baue dein Konzept von da aus auf. Hast du gerade eine F Jugend übernommen, perfekt, dann ist der Anfang etwas einfacher. Wenn ich davon spreche, dass du ausbildest, dann ist der wichtigste Hinweis, den ich dir geben möchte der, dass du dich auf keinen Fall von Ergebnissen deiner Punktspiele oder Ergebnisse von Turnieren aus der Ruhe bringen darfst. Regel Nummer 5. Sei vorbereitet, nicht nur auf die einzelne Trainingseinheit sondern auch auf eine etwas längere Sicht. Erstelle dir Konzepte immer für mehrere Wochen, bis hin zu etwa drei Monaten. Wenn du dir ein Konzept erstellt hast, dann bleibe dabei und schmeiße nicht alles über den Haufen, nur weil es mal nicht so läuft. Einige Trainer neigen dazu nach verlorenen Spielen, vielleicht auch nach einer Serie schlechter Spiele gleich einen neuen Plan zu machen und alles zu hinterfragen, was sie sich bisher angeeignet und als Konzept erstellt haben. Spar dir das, das wird dich definitiv nicht weiter bringen. Ich behaupte, wenn du dir ein paar Tage Zeit nimmst und dir dein Konzept sorgfältig erstellt hast wirst du am Ende deutlich besser damit fahren, als wenn du deine Trainingseinheiten ständig an die „Unfähigkeit“ deiner Mannschaft anpasst. Wichtig sind zwei Dinge. Erstens, finde den richtigen Einstieg bezogen auf den Schwerpunkt deines Konzeptes. Und zweitens, bleibe dabei! Ändere deine Schwerpunkte auch immer nur gemäß deines Plans, niemals aus dem Bauch heraus. Der größte Vorteil dieser Vorgehensweise ist, dass du dir mit einem über mehrere Monate laufenden Projekt die Zeit verschaffst, dich neben deinem Beruf, mit den anstehenden Inhalten intensiv und damit qualitativ viel hochwertiger zu beschäftigen. Dadurch, dass du dich mit diesen Themen intensiver beschäftigen wirst, wird die Qualität des Trainings deutlich steigen. Du kannst die wenige Zeit, die du neben Beruf und Familie hast so viel effektiver nutzen, da du dich immer nur auf einen bestimmten Abschnitt in der fußballerischen Ausbildung deiner Mannschaft konzentrierst. Wenn du das über ein paar Jahre machst, sammelst du ein unglaubliches Wissen an und wirst zu einem sehr geschätzten Trainer deines Vereins. Am Ende setzt sich immer die Qualität durch 😉.


Bei jedem Verbands-Lehrgang wird einem beigebracht, was die groben Inhalte eines Trainings sein sollten und wie auf die speziellen, körperlichen und geistigen Gegebenheiten der Spieler Rücksicht genommen werden soll. Bei uns wird aber nicht nur das Wissen des DFB abgegriffen, wir sammeln die Erfahrungen mehrerer Fußballnationen zusammen und gießen das in ein eigenes Konzept. Unser Erfolg liegt im Detail der Umsetzung dieser Schwerpunkte, in Umsetzung in die einzelnen Trainingseinheiten und dem Aufbau dieser Einheiten. Denn sind wir mal ehrlich, oft sind die Einheiten der Verbände (DFB online als Beispiel) und der Literatur, die man auf dem Markt bekommt oft nicht ohne Abstriche umsetzbar. Das vermittelte Wissen darin ist super und oft sind die Übungen auch wirklich gut beschrieben. Doch meistens fehlt es an einem Konzept, wie diese Übungen als Hauptteil, oder Abschluss-Spiel in ein Training eingebaut werden sollen. Was ist ein sinnvolles Warm Up? Wie erreiche ich über eine Trainingseinheit, bis in hin zum Abschluss-Spiel eine Transferleistung der Inhalte? Wie stelle ich sicher, dass die Spieler überhaupt verstehen, was ich als Trainer von ihnen möchte? Und vor allem, wie erreiche ich, dass das Team am WE diese trainierten Elemente im Punktspiel abruft? Der DFB spricht dann immer von einem roten Faden, der sich durch eine Einheit durchziehen soll. Das ist aber nicht das Einzige, was berücksichtigt werden sollte. Auch das, was die Kinder benötigen, um ihre physische und geistige Entwicklung voranzubringen soll berücksichtigt werden. Spätestens jetzt wird das Training zur Wissenschaft und viele Trainer stoßen an ihre Grenzen. Es fehlen oft Materialien, es fehlen Co-Trainer, und es fehlt an Platz. Das sind doch in den Breitensportvereinen die normalen Gegebenheiten. Unser Heimatverein ist schon recht gut aufgestellt, aber eine Trainingseinheit, bei der ich acht Minitore benötige werde ich dort auch im Leben nicht umsetzen können. Nicht umsonst höre ich von vielen Trainern, dass sie oft dazu neigen einfach zwei Teams zu bilden, einen Ball in die Mitte schmeißen und die Kids einfach spielen lassen. Nun gut, bevor man die Kids sinnlos Runden drehen lässt, wäre das sicherlich die bessere Alternative. Aber so weit muss es nicht kommen.


Im folgenden siehst du ein paar Quellen, die verdeutlichen, dass es nicht die Erfindung des WusaSoccerClubs ist, sich mit Schwerpunkten und einem geplanten Trainingskonzept zu beschäftigen. Die letzte Quelle stammt von einem meiner Lieblingsautoren Martin Hasenpflug. Hier beschreibt er in seinem Buch „130 Übungen für den Bundesligaaufstieg“ eine Möglichkeit mit einem sinnvollen Wiederholungsprinzip der Trainingsschwerpunkte eine maximale Entwicklung zu erreichen. Aber dazu später mehr.


Abb.1

Eine gute Übersicht für die Schwerpunktinhalte, die farblich den entsprechenden Altersgruppen zugeteilt sind. Gut ist hier zu sehen, dass sich Inhalte immer über zwei Jahre strecken. Das macht auch absolut Sinn, da man natürlich einen gewissen Spielraum benötigt in der Konzeptgestaltung. Nachteilig ist hier, dass nur fußballerische Elemente berücksichtigt werden. Die körperlichen Entwicklungsstufen werden hier nicht bedacht.



Quelle: Fußballtraining Magazin August 2018



Abb.2

Hier sind die Schwerpunkte im Vergleich zum oberen Beispiel deutlich allgemeiner gehalten, dafür wird aber aufgeteilt zwischen technischen und körperlichen Elementen. Ab der U09 kommen noch taktische Elemente hinzu. Hier kann man schön sehen, dass in dem Bereich U09- U12 die taktischen Elemente im Bereich der Gruppentaktik liegen. Erst ab der U13 wird das ganze mehr und mehr in Mannschaftselementen


Quelle: US Soccer Curriculum Planning and Training


Abb.3

Junge D-Jugend


Hier sehen wir das System, welches wir von Martin Hasenpflug kennen gelernt haben. Wir haben es 3 Monate lang ausprobiert und letztlich um die körperlichen Ansprüche junger Sportler erweitert. Als wir die junge D-Jugend übernahmen stellten wir fest, dass wir jede Menge Straßenfußballer im Team hatten. Technisch gut und auf engem Raum überaus stark. Allerdings fehlte es ganz deutlich an der Fähigkeit auf einem größeren Feld, mit einem sauberen ersten Kontakt Tempo ins Spiel zu bringen, und Raum und Abstand zum Gegenspieler zu schaffen. Manch ein Spieler war so fokussiert darauf sofort ins 1 gegen 1 zu gehen, dass er die besten Möglichkeiten ausließ, jeden Ball tot stoppte, nur um sich dann im 1 gegen 1 das Leben unnötig schwer zu machen. Daher war uns klar, dass wir hier mit dem Schwerpunkt Ballan- und Mitnahme beginnen würden und darauf aufbauend dann die daraus resultierenden Fähigkeiten folgen ließen. Ohne einen sauberen ersten Kontakt keine über einen längeren Zeitraum laufende Ballzirkulation, ohne einen sauberen ersten Kontakt kein schneller und zielgerichteter Torabschluss. Funktioniert die Ballmitnahme gut und ist ein Team in der Lage den Ball schön laufen zu lassen, so kann man später auch mehr Kreativität in die Torabschluss-Einheiten einbauen. Um eine gute Transferleistung zu erzielen und die Spieler zu motivieren werden in den späteren Wochen (Woche 7 bis 11) komplexere Einheiten, zugehörig zu den Themen, aus den vorherigen Blöcken wiederholt. Es ist erstaunlich wie die Spieler in diesen Einheiten ihre individuelle Verbesserung zeigen können und auch selber wahrnehmen. Das ist für die Spieler sehr motivierend und führt zu wirklich guten Ergebnissen. Dieses Prinzip kann man das ganze Jahr über wiederholen und von da an immer an die Schwerpunkte anpassen, die sinnvollerweise als nächstes trainiert werden sollten. Damit erlerntes nicht verloren geht könnte man als Beispiel im nächsten Block die Ballmitnahme in einem Wochenblock unterbringen, so wie es in diesem Beispiel das 1 gegen 1 offensiv war. In dieser Mannschaft waren sehr viele Spieler, die die Möglichkeit hatten auf irgendeine Art und Weise in den Ferien viel zu verreisen. Daher waren diese Trainingseinheiten selten mit mehr als 9 oder 10 Spielern gesegnet. Diese Zeiträume wurde dann für sehr viel Techniktraining genutzt. Abschluss-Spiele fanden fast ausschließlich im Funino statt. Immer mit unterschiedlichen Regeln, aber stets im Kleinstfeld. Auch der Torwart wurde für diesen Zeitraum zum Feldspieler. Und die dadurch verbesserten technischen Fähigkeiten ließen später ein sauberes Aufbauspiel über den Torwart zu, was uns immer in eine komfortable Situation brachte. Die Spieler, die regelmäßig in den Ferien zum Training kamen haben in zwei Jahren definitiv die größte Entwicklung gemacht.


Quelle: WSC-Plan Januar-März 2019 auf Basis des Martin Hasnpflug Systems

 
 
 

Comments


Beitrag: Blog2 Post

WUSA SOCCER CLUB

©2020 Wusa Soccer Club. Erstellt mit Wix.com

bottom of page